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Welche Fragen treiben Psychotherapeut*innen gerade um? Was müssen sie wissen, wenn sie in den Beruf starten – oder in Zeiten des beruflichen Umbruchs? Unsere bvvp-Blogautor*innen schreiben über alle brisanten Themen – und sind dabei mit Ihnen im Dialog. Einfach im Mitgliederbereich anmelden und mitdiskutieren!

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Vier Jahre wie diese … nicht nochmal!

von Ulrike Böker

Am 26. September finden die Wahlen zum Deutschen Bundestag statt. Wie jedes Mal vor den Wahlen hat der bvvp den demokratischen Parteien Wahlprüfsteine zugeschickt mit Fragen zu wichtigen Themen rund um die psychotherapeutische Versorgung der Patientinnen und Patienten. Die Zusammenfassung der Antworten sowie eine politische Bewertung werden Sie Anfang September in Heft 3 unseres Magazins PPP finden, zusammen mit einer kleinen Broschüre, in der der bvvp seine Forderungen an die Politik für die nächsten 4 Jahre formuliert hat.

Wir schauen auf eine Legislaturperiode zurück, die wir alle, und so deutlich kann man das formulieren, so nicht noch einmal erleben möchten! Unser Gesundheitsminister Jens Spahn hat mit einer wahren Gesetzesflut das gesamte Gesundheitssystem vor sich hergetrieben. Eine gründliche Beschäftigung mit den Themen war nicht mehr möglich, genauso wenig wie eigenes proaktives Handeln, weil diese Hyperaktivität von uns im bvvp wie von allen anderen Fachleuten in Sachen Psychotherapie einen Dauermodus des Reagierens erzwang – den unablässigen Versuch, doch noch im letzten Moment allergrößten Schaden abzuwenden. Jedes noch so sachfremde Gesetz musste im Detail geprüft werden, ob es nicht an irgendeiner Stelle als Omnibus benutzt worden war, um Eingriffe in die ambulante Psychotherapie vorzunehmen, ohne dass zuvor Rücksprache mit der Profession gehalten worden war.

Man erinnere sich an die beiden Glanzstücke des Ministers: Die Idee der Einschaltung eines Vorgutachters, die die mit über 220.000 Unterschriften bis dato größte Bundestagspetition, die es je gab, zur Folge hatte. Es war ein großer Erfolg der Profession, dass diesem Vorhaben eine so klare Absage erteilt wurde. Und dann folgte im letzten Gesetzeswerk der Legislaturperiode, dem GVWG, ein ebenso dreister Angriff. Mit diesem Sammelsurium unterschiedlichster Gesetzesänderungen zur vermeintlichen Verbesserung der Gesundheitsversorgung, wurde der Versuch unternommen, die „Rasterpsychotherapie“ einzuführen. Das Positive: Die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten haben einmal mehr bewiesen, dass sie innerhalb kürzester Zeit deutlichen Widerstand organisieren können, der auch in diesem Fall Wirkung gezeigt hat.

Was wünschen wir uns? Wir wünschen uns Gesetzesvorhaben, die mit Bedacht auf den Weg gebracht werden, bei deren Erarbeitung Zeit gegeben wird für eine umfangreiche und gründliche Debatte unter Einbezug derjenigen, die es betrifft und die sich in der Materie auskennen. Wir wünschen uns eine Abkehr von einer auf Profit ausgerichteten und vornehmlich die Wirtschaft unterstützenden Gesundheitspolitik. Wir wünschen uns Wertschätzung für die psychotherapeutische Behandlung und Verständnis dafür, dass psychische Prozesse und damit auch Psychotherapien ausreichend Zeit benötigen und nicht den industriellen Gesetzen der fortwährenden Beschleunigung und Effizienzsteigerung gehorchen. Jede Psychotherapie ist ein Unikat und kein Fließbandprodukt. Und wir wünschen uns die Wahrnehmung der Tatsache, dass jeder in eine Psychotherapie investierte Euro sich auszahlt, denn Psychotherapie wirkt!

Autor*in

Ulrike Böker

Seit 2010 Mitglied des bvvp, seit 2012 im Bundesvorstand aktiv und stellvertetende Vorsitzende des bvvp-Baden-Württemberg. Mit eigener Kassenzulassung in Reutlingen tätig. Ich bin Mitglied in den Vertreterversammlungen der KV Baden-Württemberg und der KBV. Ich engagiere mich im BFA, in der Kammer Baden-Württemberg und bin Delegierte des DPT.

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