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Den Weg der Versöhnung wählen

von Benedikt Waldherr

Ich kann die unbegreiflichen Verbrechen gegen die Menschenrechte wie die daraus resultierenden kriegerischen Handlungen nur aufs Schärfste verurteilen. Mein Mitgefühl gilt den vielen zivilen Opfern. Humanität und humanitäre Hilfe tun Not.

Der Konflikt, den die Hamas mit brutalem Terror und abscheulicher Gewalt losgetreten hat, wird zum Bumerang und zum Pulverfass für den Nahen Osten.

Terror, Mord und Entführungen können wie Krieg, Unterdrückung und das Abriegeln ganzer Städte und Regionen keinen Konflikt lösen und helfen nicht dabei, eine friedliche Zukunft zu schaffen. Das fortgesetzte Töten ist, auch als Reaktion auf abscheuliche Gewalt, allenfalls Rache und bewirkt niemals Gerechtigkeit. Der Circulus Vitiosus der Gewalt erhält sich selbst und verschlingt nicht nur Rüstungsgüter oder Wohnraum, sondern auch Menschenleben, vor allem aber die Menschlichkeit.

Das Töten muss ein Ende haben und die entführten Geiseln müssen ihre Freiheit zurückerlangen. Augenmaß und Menschlichkeit sind gefragt, wie sie in dem Dokumentarfilm „Das Herz von Djenin“ aus dem Jahr 2006 von einfachen palästinensischen Menschen und israelischen Ärzten gelebt und praktiziert werden. Doch in den seit 2006 vergangenen 17 Jahren wurde von allen Beteiligten viel versäumt.

Für uns Psychotherapeut*innen kann der Weg nur sein: sofortiger Waffenstillstand, Freilassung aller Geiseln, echte Friedensverhandlungen im Rahmen der Zwei-Staaten-Lösung sowie Aussöhnung und Vergebung. Und wir Deutschen sollten Rassismus wie Antisemitismus entschieden entgegentreten. Es darf nicht sein, dass jüdische Einrichtungen in Deutschland angegriffen werden oder Morde an Menschen in Israel bejubelt werden – ebenso wenig dürfen Menschen arabischer Abstammung unter Generalverdacht gestellt werden.

Einige der besten Traumatherapeut*innen kommen aus Israel. Viele Menschen im Nahen Osten verstehen aus schmerzlicher Erfahrung sehr viel von Aufarbeitung, Linderung und Überwindung von Schmerzen und Verletzungen. Leider sind diese Menschen gerade auf beiden Seiten des Zauns von Gaza nicht an der Macht.

Autor*in

Benedikt Waldherr

Bundesvorstand des bvvp, Psychologischer Psychotherapeut
Seit 1987 niedergelassen als Verhaltenstherapeut in Landshut, seit 1995 in der Berufspolitik engagiert. Seit der Umsetzung des Psychotherapeutengesetz von 1999 verschiedene Funktionen und Aufgaben in den Gremien der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), seit 2003 aktiv in der Landes-Psychotherapeutenkammer Bayern als Mitglied der Bayerischen Delegiertenversammlung und als Delegierter zum Deutschen Psychotherapeutentag.

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