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Psychotherapie in Gefahr – Weiterbildung finanzieren

von Felix Kiunke

„Psychotherapie in Gefahr – Weiterbildung finanzieren“: Unter diesem Motto haben wir Psychologiestudierenden am 4. Mai einen bundesweiten Aktionstag organisiert und für die Finanzierung der neuen Psychotherapie-Weiterbildung demonstriert. Mit Aktionen, Demonstrationen und einer Social-Media-Kampagne haben wir die Öffentlichkeit und die Politik auf unsere Forderungen aufmerksam gemacht. Die Aktionen flankieren die Bundestagspetition, die ich als Betroffener und Vertreter der Psychologie-Fachschaften-Konferenz (PsyFaKo) eingereicht habe. Sie kann noch bis zum 1. Juni online unterzeichnet werden.

Mein Psychologiestudium an der Universität Kassel habe ich 2018 begonnen. Als eine der ersten Universitäten wurde uns nach der Reform des Psychotherapeutengesetzes ermöglicht, mittels einer Nachqualifizierung in das neue System und den Master Klinische Psychologie und Psychotherapie zu wechseln, dem die Approbation als Psychotherapeut*in folgt. Während die Universitäten nach und nach die neuen Studiengänge implementierten, ist die Umsetzung der Weiterbildung noch unsicher. Zum einen mussten zuerst die Weiterbildungsordnungen erarbeitet und beschlossen werden – auch hier waren wir als PsyFaKo involviert. Doch während diese mittlerweile stehen, fehlt nach wie vor die Finanzierung. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Weiterbildungsplätze und keine ausreichende gesetzliche Grundlage zur Finanzierung.

Bisher hatte die neue Weiterbildung noch keine Lobby: Für die Studierenden war das Thema noch zu weit weg und die PiA betrifft es nicht mehr direkt. Die Zahl der Studierenden in den ersten Jahrgängen des neuen Systems ist noch klein, und die Effekte auf die psychotherapeutische Versorgung werden erst mit Verzögerung eintreten. Gerade für die Studierenden ist das neue System sehr abstrakt und es gibt nur wenige Informationen. Wir von der PsyFaKo haben deshalb viel Aufklärungsarbeit geleistet, denn von einer fehlenden Finanzierung der Weiterbildung sind wir schließlich alle betroffen. Und ohne Druck von uns Studierenden und künftigen Betroffenen wird der Gesetzgeber nicht handeln.

Doch allein können wir das nicht stemmen: Wir werden von über 50 Verbänden, Kammern und Fachgesellschaften unterstützt – darunter der bvvp. Die Kammern und Verbände haben nämlich ein großes Interesse an einer hochwertigen psychotherapeutischen Qualifizierung des Nachwuchses und auch daran, die prekären Bedingungen in der Ausbildung endlich abzuschaffen. Es war uns aber wichtig, unsere Forderungen aus Betroffenensicht zu formulieren, denn meine Zukunft und die meiner Kommiliton*innen nach dem Studium ist noch völlig ungewiss. Deshalb habe ich als Studierender im neuen System die Petition eingereicht. Es kann nicht sein, dass für uns nur der alte Weg mit seinen prekären Arbeitsbedingungen oder eine jahrelange Warteschleife übrigbleibt, weil die Finanzierung auch drei Jahre nach der Reform immer noch unklar ist.

Ich habe dieses Studium gewählt, weil ich Menschen helfen möchte. Doch die wichtige Arbeit, die bereits die angehenden Psychotherapeut*innen in der Aus- und Weiterbildung leisten, muss angemessen bezahlt werden. Die PiA und künftig die PtW sind nach einem fünfjährigen Universitätsstudium hochqualifiziert und leisten einen entscheidenden Beitrag zur Versorgung. Wichtig ist mir dabei, dass PiA und PtW nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Daher setzen wir uns auch in den nächsten Jahren zusammen mit den PiA-Vereinigungen für bessere Bedingungen in der Ausbildung ein. Denn wie mit dem psychotherapeutischen Nachwuchs umgegangen wird, spiegelt den Stellenwert wider, der psychischer Gesundheit und Psychotherapie in unserer Gesellschaft zugemessen wird.

Das Bundesgesundheitsministerium hat das Psychotherapeutengesetz 2019 reformiert. Doch die Finanzierung dieser Reform ist bis heute offengeblieben. Daher fordern wir Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf, endlich zu handeln, die Finanzierung jetzt zu regeln und die Umsetzung der neuen Weiterbildung zu ermöglichen!

Hier gelangen Sie zur Bundestagspetition.

Autor*in

Felix Kiunke

Felix Kiunke studiert im 4. Semester im neuen Master Klinische Psychologie und Psychotherapie in Kassel. Er engagiert sich seit mehreren Jahren zum Thema PsychThG-Reform in der Psychologie-Fachschaften-Konferenz, der Vertretung der Psychologiestudierenden im deutschsprachigen Raum.

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